Nachdem die Möbelbranche in den vergangenen Jahren schwierige Zeiten durchlebt hatte und selbst große Messen wie die imm cologne teilweise abgesagt wurden, war es an der Zeit, nach neuen Formaten Ausschau zu halten. Dass die Skandinavier im Bereich Design, Möbelbau und Gestaltung schon lange weit vorn sind, ist kein Geheimnis. Und so hat sich die 3 Days of Design seit 2013 von einem kleinen Event mit wenigen Ausstellern zu einem der bedeutendsten Messeformate im internationalen Einrichtungskalender entwickelt – gleichauf mit Mailand. Grund genug, sich selbst ein Bild davon zu machen.
Eine Stadt wird zur Bühne
Die Flüge nach Kopenhagen waren schnell gebucht – Prag–Kopenhagen. Schwieriger war es, eine Unterkunft zu finden: Alles, was schön und bezahlbar war, war natürlich schon lange vergriffen. Am Ende bekamen wir ein kleines Zimmer zum Preis eines großen – Kopenhagen tickt eben anders.
Die Messe-App war dabei ein echter Gewinn. Mit ihr ließen sich die teilweise sehr versteckten Ausstellungsorte jederzeit problemlos finden. Mit der autonom fahrenden U-Bahn ging es vom Hotel im Stadtteil Ørestad nach Christianshavn. Von dort erkundeten wir die Stadt zu Fuß – vorbei an verwinkelten Gassen, Innenhöfen und Hinterhäusern, die plötzlich zu Design-Showrooms wurden.



Ein Highlight war Svenskt Tenn in einem privaten Wohnhaus: eine sensationell eingerichtete Wohnung, die gleichzeitig Showroom für Antiquitäten und Kunst war. Möbel wie der Cabinet 852 von Josef Frank wurden nicht steril präsentiert, sondern im wohnlichen Kontext inszeniert – als seien sie immer schon Teil des Raumes. Beim Blick auf die Preise wurde mir bewusst, wie besonders dieser Ansatz ist: Kunst und Design auf Augenhöhe mit Alltag.
In vielen weiteren Ateliers und Dachgeschossen entdeckten wir kleine Labels, die ihre Produkte in authentischer Umgebung zeigten. Was sofort auffiel: Die ehrliche dänische Materialkultur. Altes wird nicht wegsaniert, sondern behutsam integriert. Gebrauchsspuren sind kein Makel, sondern Teil der Geschichte eines Ortes.
Am Kuglegården, einem historischen Ort an dem einst Kanonenkugeln gelagert wurden, angekommen, gönnten wir uns einen Kaffee im sonnigen Innenhof, umgeben von den Flagshipstores von Bolia, Louis Poulsen und Ferm Living – ein perfekter Ort, um die Atmosphäre zu genießen. Über eine Fußgängerbrücke führte der Weg weiter nach Nyhavn, wo selbst Boote als Ausstellungsflächen dienten. Marken wie HIGHAM und kvik setzten hier auf ungewöhnliche Präsentationen direkt am Wasser.



In der Bredgade reihten sich schließlich große Namen aneinander: das farbenfrohe Helle Mardahl Studio mit mundgeblasenem Glas, Lange Production mit dem ikonischen Grasshopper Chair, Carl Hansen & Søn, wo wir live bei der Herstellung eines Bettseitenteils zusehen konnten – samt Werkzeugkisten aus gezinktem Eichenholz, die uns besonders faszinierten. Bei Flos bestaunten wir die aktuelle Kollektion und ließen bei einem Getränk den Abend ausklingen.



Vielfalt zwischen Tradition und Moderne
Unser zweiter Tag, der dritte der 3DoD, begann byKlipKlap, deren wandelbare Kindermöbel Couch, Bühne, Puppentheater und Rückzugsort in einem sind. Ein Konzept, das weit über klassische Möbel hinausgeht. Die New Works Recidence, in den geschichtsträchtigen Mauern des Bernstorff Palæ begeisterte uns nachhaltig und eine Champagner-Bar lud zum Verweilen ein, bei Stolab verkosteten wir Smörrebröd und testeten deren Sitzmöbel in entspannter Atmosphäre.


Ein Höhepunkt war der Besuch bei FRAMA: Die alte Apotheke in Kopenhagen ist heute ein multidisziplinärer Ort für Möbel, Accessoires, Düfte und Selbstpflegeprodukte. Schon das Gebäude allein ist ein Erlebnis.
Nach einer Mittagspause führte uns der Weg zu muuto. Über eine unscheinbare Passage und schmale Treppen gelangten wir auf zwei Ausstellungsetagen. Von dort konnte man auf eine mit Pflanzen gestaltete Dachterrasse blicken – ein verstecktes Highlight, das über verwinkelte Hinterhöfe und eine Wendeltreppe erreichbar war. Genau solche Entdeckungen machen den Reiz dieser Messe aus.
Auch für Blumenliebhaber hatte die Messe einiges zu bieten. Überall in der Stadt begegneten uns aufwendig gestaltete Blumendekorationen und florale Arrangements, die Showrooms und Innenhöfe in lebendige Ausstellungsräume verwandelten. Ob üppige Installationen, minimalistische Sträuße oder wilde Kombinationen – die Fülle und Kreativität war beeindruckend. Es zeigte sich einmal mehr, wie stark Natur, Design und Architektur miteinander verbunden sind und wie Pflanzen Räume prägen und Emotionen verstärken können.


Besonders spannend: kuratierte Formate wie Framing, bei denen mehrere Labels gemeinsam ausstellen, standen im Kontrast zu Unframed, wo Sofas wie bei einem Straßenfest einfach auf der Straße standen, begleitet von DJs und entspannter Stimmung. Diese Mischung aus hochinszenierten Markenauftritten und lässigen Begegnungsorten schafft eine einzigartige Dynamik.
Wir kamen mit Innenarchitekten ins Gespräch, die allein wegen der Vielzahl ungewöhnlicher Orte nach Kopenhagen gereist waren – Räume, die sonst nie zugänglich wären. In einem Museum durch den Sicherheitscheck wie am Flughafen zu gehen und dann Interior-Design direkt neben wertvollen Gemälden zu sehen, ist ebenso verrückt wie faszinierend.


Über den Dächern der Stadt klang der Abend bei Jazzmusik aus, ehe wir noch die eine oder andere Aftershow-Party mitnahmen.



Ausblick und Fazit
Am unserem dritten Tag waren die 3 Days of Design offiziell vorbei. Dennoch war die Messe überall in der Stadt spürbar. Aussteller packten zusammen, Transporter wurden beladen – ein Blick hinter die Kulissen, der mir noch einmal bewusst machte, wie viel Aufwand in diesem Format steckt. Anders als bei klassischen Hallenmessen entstehen hier komplette Wohnkonzepte und Raumsituationen – für nur drei Tage.
Für uns war es das erste Mal, aber ganz sicher nicht das letzte Mal in Kopenhagen. Vielleicht ist es irgendwann auch der Moment, an dem unser eigener noord Chair Teil dieser Messe sein wird. Ein Ziel ist es auf jeden Fall, heinzmoebl künftig noch stärker auch überregional sichtbar zu machen.
Zum Abschluss erkundeten wir noch den Meatpacking District – einst einer der größten Schlachthöfe Europas. Heute haben sich hier Kreative, Galerien, Restaurants und ein pulsierendes Nachtleben angesiedelt. Zwischen den Backsteinhallen und alten Industriegebäuden fanden wir einen eindrucksvollen Mix aus Geschichte und Gegenwart. In der ÅBEN Brauerei ließen wir den Abend ausklingen – ein perfektes Beispiel dafür, wie sich Neues in Altes integriert und dabei einen ganz eigenen Charme entfaltet.
Die 3 Days of Design haben uns gezeigt: Kopenhagen lebt Design. Die Stadt selbst wird zur Bühne – und das macht dieses Messeformat so besonders.

