Balkan Connection – Was ein Praktikum alles bewegen kann

Im Januar 2024 war ich Teil eines besonderen Projekts, das weit über die klassische Vorstellung eines Praktikums hinausging. Initiiert wurde es durch Nika, eine Teilnehmerin meines Workshops im Rahmen des Made In Projekts an der Fachschule für Angewandte Kunst in Schneeberg. Schon während des Kurses fiel sie durch ihr Interesse, ihre handwerkliche Präzision und ihre Neugier auf – und genau diese Eigenschaften führten uns später zusammen.

Nach dem Workshop kam sie auf mich zu mit der Frage, ob sie ihr Pflichtpraktikum im Rahmen ihres dualen Studiums in Slowenien bei mir absolvieren könne. Für uns beide war schnell klar: Hier entsteht eine Verbindung, die Synergien schafft – fachlich wie persönlich.

 

Von Slowenien nach Sachsen – Begegnung auf Augenhöhe 

Nika kam nicht als klassische Praktikantin in meinen Betrieb. Sie brachte handwerkliche Vorerfahrung mit – in ihrer Heimat Slowenien betreibt sie selbst kleine Workshops rund um das Spoon Carving (Löffelschnitzen). Ihre Liebe zum Werkstoff Holz war also keine neue Entdeckung, sondern gelebter Alltag.

Was sie suchte, war ein tieferer Einblick in die Welt der handwerklich gefertigten Möbel – insbesondere in den Bereich Stuhlbau. Das passt perfekt zur Ausrichtung meiner Werkstatt, in der ich unter dem Namen heinzmoebl hochwertige Einzelstücke und Kleinserien fertige.

Bei uns wollte sie lernen, wie ein Möbelstück entsteht: von der Skizze über Vorrichtungen und Hilfsmittel bis zur Fertigstellung geschwungener Formen und passgenauer Verbindungen.

Für mich war es ein Glücksfall, dass wir uns auf Englisch als Arbeitssprache einigten. Das brachte nicht nur sprachliche Klarheit in unseren Arbeitsalltag, sondern auch den Vorteil, dass sich internationale Kooperationen leichter dokumentieren und weiterentwickeln lassen.

 

Ein Workshop als Retreat – Handwerk neu denken 

Ziemlich schnell kristallisierte sich ein gemeinsames Projekt heraus: die Konzeption eines Handwerksworkshops, in dem Teilnehmer unter Anleitung einen kleinen Hocker fertigen.

Dabei ging es uns nicht nur um Technik, sondern um ein Gefühl: In einer Zeit, in der Arbeit oft keine Erfüllung, sondern nur Mittel zum Zweck ist, kann solch ein Workshop eine Art Rückzugsort sein. Ein kreativer Kurzurlaub vom Alltag, in dem Menschen mit ihren eigenen Händen etwas schaffen.

Diese Idee eines „Handwerks-Retreats“ trägt auch die Philosophie von heinzmoebl in sich: Möbel sollen nicht nur schön oder funktional sein – sie sollen verbinden, entschleunigen und erlebbar machen, wie aus Rohmaterial etwas Bleibendes entsteht.

 

Vom Werkstück zum Bild – Möbel inszenieren 

Zu Beginn unserer Zusammenarbeit stand ein Shooting an, bei dem wir fertige Möbelstücke vor der Auslieferung fotografisch in Szene setzten. Vom Aufbau des Fotohintergrunds über die Ausleuchtung bis zur finalen Aufnahme lernte Nika, wie viel Sorgfalt nötig ist, um einem Objekt den Auftritt zu verschaffen, den es verdient.

Auch das gehört zu heinzmoebl: Handwerk sichtbar machen, Geschichten erzählen – nicht nur über das Produkt, sondern über den gesamten Weg dorthin.

 

 

Auf Tour – Möbel auf Reisen 

Während des Praktikums begleiteten wir gemeinsam mehrere Auslieferungen – von Dresden bis Berlin. Neben dem logistischen Aspekt waren diese Fahrten auch immer wieder inspirierend: Zu sehen, wie unsere Möbel in verschiedenen Kontexten wirken, welche Räume sie prägen, welche Menschen dahinterstehen.

heinzmoebl-Möbel stehen oft in Wohnungen und Räumen, die selbst viel erzählen – genau das macht diese Begegnungen so spannend.

 

Kleine Projekte, große Wirkung 

Neben den größeren Möbelstücken arbeitete Nika auch an kleineren Projekten mit:

  • Rahmen für Spiegel,

  • Einfassungen für Moosbilder,

  • kreative Holzarbeiten für individuelle Kundenwünsche.

In diesen Projekten konnte sie nicht nur ihr handwerkliches Können zeigen, sondern auch ihr Gestaltungstalent. Dabei fiel auf, wie sicher sie mit Formen, Materialien und Proportionen umgeht – Fähigkeiten, die sich perfekt mit dem hohen Anspruch bei heinzmoebl verbinden ließen.

 

 

 

Handwerk, Rahmen bauen
Handwerk, Rahmen bauen
Hocker für Juwelier Wempe
Hocker für Juwelier Wempe
Shooting
Shooting

Rohstoffverarbeitung – vom Stamm zum Stuhl 

Ein Highlight war die Anlieferung frischer Holzbohlen direkt aus dem Sägewerk. Gemeinsam entfernten wir die Rinde, stapelten das Holz zur Trocknung und besprachen, wie sich das Material über die Jahre verändert.

Diese Verbindung zum Ausgangspunkt des Möbelbaus ist essenziell. Sie macht spürbar, wie viel Zeit, Geduld und Respekt im Handwerk steckt. Für Nika war das eine neue Perspektive – für mich ein schöner Moment, den gesamten Kreislauf der Fertigung noch einmal durch andere Augen zu sehen.

 

Mehr als nur Mitarbeit – ein gemeinsames Lernen 

Natürlich verändert ein Praktikum auch den Werkstattalltag. Dinge, die normalerweise wie im Fluss ablaufen, müssen plötzlich erklärt und bewusst gemacht werden. Das kostet Zeit – schenkt aber auch neue Perspektiven.

In vielen Gesprächen tauschten wir uns aus: über Designverständnis, über den Zustand des Handwerks in unseren jeweiligen Ländern, über Wertschätzung, Materialwahl, über Prozesse und Ziele.

Ich merkte, wie gut es tut, Routinen infrage zu stellen und neue Impulse zuzulassen. Für mich ist klar: heinzmoebl lebt von diesem Dialog auf Augenhöhe.

 

 

Mate Fans
Mate Fans
Spoon Carving
Spoon Carving

Fazit: Bereicherung auf allen Ebenen 

Die zehn Wochen waren intensiv – aber durchweg positiv. Nika brachte sich ein, dachte mit, stellte die richtigen Fragen und half dort, wo Hilfe gebraucht wurde.

Für mich war es ein Projekt, das den Horizont erweitert hat – und mich darin bestärkt, auch in Zukunft internationalen Nachwuchs im Handwerk zu fördern und zu begleiten.

Unsere Zusammenarbeit hat einmal mehr gezeigt, dass Handwerk verbindet – über Landesgrenzen und Sprachen hinweg.

 

Sommerreise in den Süden 

Was dieses Praktikum besonders schön abrundet: Unsere Verbindung bleibt bestehen. Im Sommer werden wir als Familie nach Slowenien reisen, um Nika zu besuchen. Wir freuen uns schon sehr darauf, ihr eigenes kleines Business und ihre Werkstatt vor Ort kennenzulernen – dort, wo sie ihre Ideen vom Handwerk in die Tat umsetzt und eigene Workshops gibt.

 

 

Es ist ein schöner Kreis, der sich hier schließt: Vom Workshop in Schneeberg über die gemeinsame Zeit in meiner Werkstatt bis zur Reise zu ihrer. Und wer weiß – vielleicht entstehen aus dieser Verbindung noch viele weitere gemeinsame Projekte.

 

 

 

heinzmoebl

Stefan Heinz

Nordstraße 16

01737 Oberhermsdorf

 


fon: +49(0)17621525581

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